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Kommunikation Mensch-Hund

Eine Welt voller (Miss-)Verständnisse

Kein Mensch möchte einen Hund zu sich nehmen, um sein Leben stressiger zu machen, sondern harmonischer. Woran liegt es dann, dass so viele Hundehalter Probleme mit dem Verhalten Ihres Hundes haben?
Viele Hundebesitzer haben das Gefühl, sie müssten ihrem Hund Kommandos erteilen. Oft drückt das aber eher Unsicherheit aus. Dem Hund verständliche Signale zu geben, statt Befehle zu erteilen, ist für mich die Basis für ein befriedigendes Miteinander. Warum ist das überhaupt sinnvoll? Tut der Hund nicht, was ich will, dann könnte die Motivation des Hundes sein:
– Ich weiß nicht, was du von mir willst (ich verstehe dich nicht)
– Ich kann nicht
– Ich mache es nicht (der Hund glaubt mir also nicht)
Um angemessen reagieren zu können, sollte der Mensch in der Lage sein, die Beweggründe des Hundes zu erkennen. Dazu gehören grundlegende Kenntnisse über das Ausdrucksverhalten des Hundes.
Hunde sind hochsoziale Wesen! Diese Eigenschaft ermöglicht es zwei so verschiedenen Spezies eng zusammen zu leben. Kommunikation dient dabei als Akt der Verständigung auf gemeinsame Interessen. Wichtig dabei: Hunde vokalisieren – Menschen verbalisieren. Das bedeutet, dass die Hunde ganz besonders auf die Betonung an die an sie gerichteten Worte achten und weniger auf den Inhalt.
Menschen dagegen nutzen häufig Kommunikation als Durchsetzung für eigene Interessen und Bedürfnisse sowie als Mittel zur Befehlsgabe an den Hund. Dazu werden wir laut, wenn wir uns durchsetzen möchten und verleihen unseren Aussagen Nachdruck durch Wiederholungen. Für den Hund alles andere als souveränes Verhalten!

Verständigung Mensch-Hund: Prallen demnach zwei Welten aufeinander? Nicht unbedingt! Missver-
ständnisse seitens des Menschen haben ganz oft mit der Diskrepanz zu tun zwischen dem, was wir sagen wollen und was unsere Körpersprache signalisiert. Außerdem sind wir schlicht und einfach zu langsam.
Egal, ob ein Welpe vom Züchter einzieht oder ein Hund aus dem Tierschutz; eine harmonische Mensch- Hund-Beziehung gelingt am ehesten über eine funktionierende Mensch-Hund-Kommunikation.
Wie sieht das konkret aus? Tipps für die Umsetzung:
– Die Grundbedürfnisse des Hundes werden berücksichtigt. Ein Hund, der Hunger, Durst, Schlafmangel, Stress etc. hat, kann sich nicht auf Sie konzentrieren.
– Sprechen Sie gerne mit Ihrem Hund, aber nur, wenn Sie nichts von ihm möchten! Soll er Anweisungen befolgen, ist es unfair, wenn er innerhalb der Sätze die einzelnen Worte herauspicken und verstehen soll.
– Seien Sie verbindlich. Verlangen Sie nichts, was Sie nicht durchsetzen können bzw. wollen.
– Belohnen Sie aufmerksames Verhalten. Gerade bei den „Smalltakern“ unter den Hunden ist es wichtig, dass der Hund lernt, dass sich Kommunikation mit Ihnen lohnt.
– Versuchen Sie, Ihren Hund nicht allzu oft anzuschauen. In den meisten Fällen verunsichert Hunde zu häufiger Blickkontakt oder macht sie unruhig.
– Lernen Sie die Hobbies und Talente Ihres Hundes kennen. Wann bekommt er Herzchen in die Augen? Werden Sie für Ihren Hund zum Super-Frauchen / Super-Herrchen.
– Einmal Respekt, bitte! Regeln im Zusammenleben sind wichtig. Den Bedürfnissen des Hundes wird Rechnung getragen, ebenso sollte der Hund sich respektvoll seinen Menschen gegenüber verhalten (Erziehung vor Ausbildung!).
Die Liste ließe sich schier endlos fortführen. Es gibt viele Faktoren, die eine gemeinsame Verständigung bereichern können oder im anderen Fall zum Scheitern bringen.
Aber keine Sorge! Nobody is perfect! Die Freude am Hund, die Akzeptanz der Hunde-Persönlichkeit, gemeinsame Unternehmungen und das Übernehmen der Verantwortung ist unseren Hunden allemal lieber als ein emotionsloser, funktionierender Versorger.
Und (nicht nur) im Umgang mit Tieren gilt letztendlich: Der Überzeugende ist nicht der laut-Tobende sondern der leise-Lächelnde.

Carmela Schiel
Leiterin Hundezentrum Kuppenheim

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